Wenn Liebe durch den Magen geht – Die faszinierende und tödliche Welt der Gottesanbeterin
Hallo Kunst- und Tierfreunde,
heute nehme ich euch mit hinter die Kulissen meines neuesten Werkes aus der WILD SKETCHES Serie: YOU'RE MY DESSERT, HONEY. Dieses Bild zeigt eine Gottesanbeterin, ein Geschöpf, das auf den ersten Blick zwar zart und fast elegant wirkt, aber einen eher... speziellen Beziehungsstatus pflegt. Die Neugier auf diese faszinierende, fast mystische Jägerin hat mich inspiriert, sie als Motiv für mein Werk auszuwählen.
Warum ausgerechnet die Gottesanbeterin?
In meiner WILD SKETCHES Serie suche ich nach Tieren, die man nicht gerade als „kuschelig“ bezeichnen würde und die oft negativ wahrgenommen werden. Es geht mir darum, diesen Tieren durch die Kunst eine Plattform zu geben und den Betrachtern die Möglichkeit zu bieten, einen neuen, vielleicht ungewohnten Blick auf sie zu werfen. Die Gottesanbeterin ist hierfür perfekt geeignet – sie ist eine Art Femme fatale der Insektenwelt, deren Verhaltensweise alles andere als gewöhnlich ist.
Die Idee, eine Gottesanbeterin zu malen, kam mir auch, weil sie einfach beeindruckende Superkräfte besitzt. Sie hat eine Sehfähigkeit, die viele Raubtiere im Tierreich vor Neid erblassen lässt: Ihre großen Augen erlauben ihr einen Rundumblick, und sie kann Bewegungen in einem extrem weiten Winkel wahrnehmen. Dazu kommen ihre „Arme“, die sie wie ein Kung-Fu-Meister blitzschnell in Position bringt, um die Beute zu packen. Kein Wunder, dass sie seit Jahrhunderten in Mythologie und Kunst als Symbol für Stärke und Präzision gilt.
Der Mythos vom "Dessert" – Warum frisst die Gottesanbeterin ihren Partner?
Nun zum Titel und der wohl brennendsten Frage: Warum endet der Partner der Gottesanbeterin oft als „Dessert“? Tatsächlich hat dieses Verhalten weniger mit genetischer Vielfalt zu tun und mehr mit einem schlichten Bedürfnis nach Nährstoffen. Das Männchen wird nach der Paarung gefressen, um den Energiebedarf des Weibchens zu decken, besonders weil die Eiablage und Brutpflege sehr ressourcenintensiv sind. Der Verzehr des Partners gibt dem Weibchen die notwendige Energie, um die Nachkommen zu sichern – ein pragmatisches, aber für uns Menschen recht „brutales“ Verhalten. Evolutionär gesehen ist das Männchen also eher eine Art „Snack to go“, um die nächste Generation zu stärken.
Der Entstehungsprozess – und ein kleines Malheur
Das Bild selbst entstand, wie so oft, in einer Mischung aus Plan und Zufall. Der Hintergrund leuchtet in einem auffälligen Neongrün, das die Gottesanbeterin in ihrer vollen, majestätischen Erscheinung betont. Mit schwarzem, weißem und blauem Acrylmarker habe ich die Linien der Gottesanbeterin so gesetzt, dass sie eine skizzenhafte, fast skulpturale Präsenz bekommt. Doch kurz vor der Fertigstellung passierte es: Der blaue Acrylmarker lief einfach mitten auf die Leinwand aus! Ein riesiger blauer Fleck mitten im Bild. In dem Moment hätte ich die Leinwand am liebsten aus dem Fenster geworfen, aber nach ein paar Tagen Abstand und einer gelungenen Reparatur war ich letztendlich zufrieden und fand, dass das Bild durch diesen kleinen „Unfall“ eine zusätzliche, spontane Note bekommen hat.
Warum der Titel?
Mit YOU'RE MY DESSERT, HONEY wollte ich humorvoll auf das unkonventionelle Paarungsverhalten der Gottesanbeterin anspielen. Der Titel ist ein kleiner Seitenhieb auf das Motto: „Die Liebe geht durch den Magen“ – nur, dass hier der Partner wortwörtlich als letzte „Süßspeise“ endet. Der ironische, fast provokante Titel passt ideal in die Serie und ist eine Einladung an die Betrachter, die Gottesanbeterin einmal von einer anderen, humorvolleren Seite zu betrachten.
Ein paar Fun Facts zur Gottesanbeterin
Wusstet ihr, dass Gottesanbeterinnen ihre Beute oft wie in einem Tanz hypnotisieren, bevor sie zuschlagen? Oder dass sie in vielen Kulturen als Glücksbringer gelten? Tatsächlich können sie durch ihre besondere Sehfähigkeit Bewegungen aus fast 360 Grad Entfernung erkennen und sich in Windeseile auf ihre Beute stürzen. Diese Kombination aus Anmut und tödlicher Präzision macht sie zu einem beeindruckenden Jäger – ein Raubtier im Miniaturformat.
Fazit
Mit YOU'RE MY DESSERT, HONEY möchte ich die scheinbar widersprüchlichen Eigenschaften der Gottesanbeterin einfangen: Anmut und Brutalität, Geduld und Instinkt. Es ist ein weiteres Werk in meiner WILD SKETCHES Serie, das die Natur in ihrer unverfälschten Form zeigt und uns daran erinnert, dass Schönheit oft ein wenig Unbehagen auslösen kann. Ich hoffe, dass ihr dieses Bild genauso spannend und, ja, vielleicht auch ein bisschen verstörend findet wie ich.
Was denkt ihr über das Bild oder die Gottesanbeterin? Schreibt mir gerne eure Meinung in die Kommentare oder stellt Fragen!
Vielen Dank fürs Lesen und viel Freude beim Erkunden der WILD SKETCHES Serie!
Euer Martin Lingens
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