· 

Entstehung von "HIPPOCALYPSE"

Ein gigantisches Nilpferd als Warnruf und Faszination

 

Hallo liebe Kunstfreunde,

 

ich freue mich, euch heute mein neuestes Werk aus der „WILD SKETCHES“-Serie vorstellen zu dürfen: „HIPPOCALYPSE“. Schon allein der Titel klingt nach einer Mischung aus Komik und Untergangsszenario – und genau das ist die Ironie, die mich an Nilpferden fasziniert. Sie wirken auf viele Menschen niedlich und pummelig, doch in Wahrheit gehören sie zu den gefährlichsten Großtieren Afrikas. Mit einer Größe von 1,90 m x 3,00 m ist dieses Bild nicht nur das größte, das ich bislang in meiner Serie gemalt habe, sondern auch eines der auffälligsten. Hier erfahrt ihr die ganze Geschichte dahinter.

 

Die Idee hinter „HIPPOCALYPSE“

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mich dem Nilpferd widme. In meiner „WILD SKETCHES“-Reihe porträtiere ich Tiere, die oft negativ wahrgenommen werden – sei es wegen ihres Aussehens, ihrer Gefährlichkeit oder bestimmter Mythen. Beim Nilpferd ist es fast umgekehrt: Wir finden es oft putzig, doch in Wahrheit ist es ein echtes Kraftpaket mit hohem Aggressionspotenzial. Das Nilpferd fordert in Afrika jährlich mehr Menschenleben als viele Raubkatzen – rund 500 Tote pro Jahr. Sie können erstaunlich schnell rennen (trotz ihres massigen Körpers bis zu 30 km/h!), sind extrem territorial und lassen sich nur ungern stören.

 

Und sie haben einige ziemlich absurde „Superkräfte“. Ihre Beißkraft liegt bei etwa 1.800 PSI (rund 8.100 Newton) – zum Vergleich: Ein Löwe kommt auf ca. 650 PSI, ein Mensch auf gerade mal 120-160 PSI. Und als wäre das nicht genug, hat das Nilpferd sogar seinen eigenen eingebauten Sonnenschutz! Seine Haut produziert ein rötliches Sekret, das gleichzeitig antibakteriell wirkt und vor Sonnenbrand schützt. Eine Art biologisches Sonnenöl, das aussieht wie „Blut-Schweiß“ – wenn das nicht nach apokalyptischem Endboss klingt, dann weiß ich auch nicht.

 

Der Name „HIPPOCALYPSE“ spielt auf dieses zerstörerische Potenzial an – fast wie eine humorvolle Anspielung auf eine apokalyptische Welle, die alles umreißen kann, was ihr zu nahe kommt. Gleichzeitig wollte ich damit die Faszination und den Respekt ausdrücken, die ich selbst für diese Tiere empfinde. Und vielleicht, nur vielleicht, fühle ich mich auch ein bisschen mit ihnen verbunden. Schließlich bin ich selbst nicht gerade der Leichteste, werde manchmal unterschätzt und wünsche mir, dass die Menschen öfter mal einen zweiten Blick wagen. Vielleicht sehe ich in diesem Koloss ja meinen „Bauch-Buddy“ – einen dicken, gemütlich aussehenden, aber unterschätzten Riesen.

 

Die Technik: Ein riesiges Statement in Gelb

Wie bei vielen meiner Werke in dieser Serie wollte ich den Kontrast zwischen dem Tier und seinem Hintergrund besonders stark gestalten. Daher habe ich einen leuchtenden Gelbton für den Hintergrund gewählt und ihn mit der Rolle aufgetragen. Die knallige Farbe soll einerseits an den heißen, von der Sonne verbrannten Lebensraum in Afrika erinnern, andererseits wirkt sie wie ein Warnsignal: Achtung, hier lauert etwas Mächtiges!

 

Das Nilpferd selbst habe ich in etwa Lebensgröße mit weißen Pinselstrichen und schwarzen Acrylmarkern auf die Leinwand gebracht. Obwohl der Stil skizzenhaft aussieht, steckt tatsächlich viel Zeit und Detailarbeit dahinter. Ich wollte die Energie eines schnellen Strichs beibehalten, ohne dabei den Ausdruck zu verlieren. Dieses Hin und Her zwischen spontaner, wilder Linie und sorgfältiger Ausarbeitung ist typisch für meine „WILD SKETCHES“-Reihe. Es erzeugt ein Spannungsfeld zwischen Chaos und Kontrolle, genau wie beim Nilpferd selbst: friedlich grasend einerseits, unberechenbar und explosiv andererseits.

 

Warum Nilpferde? – Missverstanden, aber brandgefährlich

Nilpferde können bis zu drei Tonnen auf die Waage bringen und sind trotz ihres Gewichts unglaublich flink – sowohl an Land als auch im Wasser. Was viele nicht wissen: Sie können gar nicht wirklich schwimmen, sondern „laufen“ oder „springen“ unter Wasser und kommen dabei erschreckend schnell voran. Und obwohl sie Vegetarier sind, verteidigen sie ihr Revier vehement und scheuen nicht davor zurück, Boote oder andere Eindringlinge anzugreifen.

 

Doch trotz dieser Gefährlichkeit sind Nilpferde selbst in Bedrängnis: Ihr Bestand wird auf nur noch 115.000 bis 130.000 Tiere weltweit geschätzt, und sie stehen unter Schutz, weil ihr Lebensraum schwindet und Wilderei sie bedroht. Hier schließt sich der Kreis zu meiner „WILD SKETCHES“-Serie – ich widme mich in dieser Reihe Tieren, die oft missverstanden oder falsch eingeschätzt werden. Das Nilpferd ist hier ein perfektes Beispiel: Es sieht aus wie ein freundlicher Koloss, ist aber eine Naturgewalt mit gewaltiger Kraft.

 

Der Entstehungsprozess: Große Leinwand, große Herausforderung

Das Arbeiten an einem 1,90 m x 3,00 m großen Bild hat seinen ganz eigenen Reiz. Aber ich wollte es unbedingt für dieses Tier und Kunstwerk. Ich musste währenddessen oft einige Schritte zurücktreten, um die Proportionen im Blick zu behalten, dann wieder ganz nah ran, um Feinheiten zu setzen. Besonders die Konturen des gewaltigen Mauls habe ich mehrmals überarbeitet, bis ich die richtige Mischung aus bedrohlicher Geste und skizzenhafter Dynamik gefunden habe. Für mich war es wichtig, dass man durch seinen Blick nicht sofort weiß, ob das Maul bedrohlich aufgerissen ist oder ob das Nilpferd vielleicht nur ein seltsames „Hallo“ brüllt. Genau diese Ambivalenz ist Teil des Konzepts.

 

Die gelbe Acrylfarbe für den Hintergrund habe ich in mehreren Schichten gerollt, um eine satte, gleichmäßige Fläche zu schaffen. Anschließend kamen die weißen Pinselstriche für die Körperform, bevor ich mit dem schwarzen Marker die finalen Linien gesetzt habe. Die Idee war, es wie eine spontane Skizze wirken zu lassen, obwohl die Leinwand tatsächlich einige Wochen und viele Arbeitsstunden gefordert hat.

 

Was steckt hinter dem Titel „HIPPOCALYPSE“?

Wer meine Arbeiten kennt, weiß, dass ich gerne Wortspiele und Humor in meine Titel einfließen lasse. „HIPPOCALYPSE“ ist ein Kunstwort aus „Hippopotamus“ und „Apocalypse“. Dahinter steht die Vorstellung, dass dieses Tier, das wir oft verharmlosen, eigentlich eine Art lebendiger Naturgewalt ist. In Afrika zerstört es Boote, verteidigt sein Revier mit aller Kraft und kann binnen Sekunden von scheinbar reglos zu gefährlich aufbrausend wechseln. Gleichzeitig ist das Nilpferd selbst in einigen Regionen bedroht – Lebensraumverlust und Wilderei setzen ihm zu. Das Bild erinnert also auch daran, dass wir diese Tiere schützen sollten, statt sie nur als Zoo-Attraktion oder gefährlichen „Killer“ abzustempeln.

 

Ein persönliches Fazit

„HIPPOCALYPSE“ ist für mich ein besonderes Werk in meiner „WILD SKETCHES“-Reihe. Nicht nur wegen der enormen Größe, sondern weil es so schön diesen Gegensatz zwischen niedlich und tödlich darstellt. Das Nilpferd ist ein „Dickhäuter“, das auf den ersten Blick fast witzig wirkt, aber bei genauerem Hinsehen ungeheure Kräfte und eine gewisse Sprunghaftigkeit zeigt. Ich liebe es, diesen Bruch sichtbar zu machen und hoffe, dass jeder Betrachter einen Moment innehält und sich fragt, was er wirklich über dieses Tier weiß.

 

In meiner Kunst geht es immer auch darum, einen zweiten Blick zu wagen – ob in dieser Serie auf Tiere, die man zu kennen glaubt, oder auf all die Facetten, die man im Alltag übersieht. Und vielleicht geht es mir da ein bisschen wie dem Nilpferd. Auch ich werde manchmal unterschätzt, weil ich nicht in die typischen Erwartungen passe. Aber genau wie das Nilpferd brauche ich kein schnelles Urteil – sondern manchmal nur einen zweiten Blick bevor man sich ein Urteil bildet.

 

Ich freue mich, wenn ihr mich weiterhin auf meiner künstlerischen Reise begleitet. Schaut euch gern meine anderen Werke in der „WILD SKETCHES“-Serie an, wenn ihr noch mehr über Tiere erfahren möchtet, die uns oft auf den ersten Blick ganz anders erscheinen, als sie eigentlich sind.

 

 

Bis zum nächsten Mal und herzliche Grüße,


Euer Martin Lingens


Kommentar schreiben

Kommentare: 0